Thema des Tages: Gegensätze


Datum 11.09.2018



Während das Wetter bei uns relativ gemächlich seinen Gang geht, bereitet man sich an der US-Ostküste auf Hurrikane FLORENCE vor. Das heutige Thema des Tages wirft einen Blick auf das aktuelle Wetter dies- und jenseits des Atlantiks.

FLORENCE! Schon gehört? Ein Name, der aktuell von allem die Ostküste der USA in helle Aufregung versetzt. Handelt es sich dabei doch um einen Hurrikan der Kategorie 4, der Kurs auf die Küste North Carolinas nimmt.

QUIRIN. ZEKIYE. ANTHEA. Auch schon gehört? Das sind die Namen der Druckgebilde, die bei uns für das Wetter verantwortlich sind und uns eine recht gewöhnliche Westlage kredenzen. Denn zwischen Hoch QUIRIN über den Alpen und den Tiefs ZEKIYE und ANTHEA, die sich zwischen Grönland und Norwegen tummeln, wird in den Norden mäßig warme und feuchte Luft gesteuert. Das sorgt am heutigen Dienstag vom Emsland bis nach Vorpommern für etwas Regen, allerdings sind die Mengen überschaubar - sehr überschaubar möchte man sagen! Und im Süden bleibt es trocken, dazu ist es dort ausgesprochen freundlich.

Bei uns also "business as usual"? Nicht ganz, denn im Süden steigen die Temperaturen schon am heutigen Dienstag auf Werte um 30 Grad, am morgigen Mittwoch sollen es dann sogar bis zu 32 Grad werden. Da könnten dann wieder (Dekaden-) Rekorde fallen, denn diese Höchstwerte sind für die Septembermitte alles andere als gewöhnlich!

Mit der Hitze ist es aber am Donnerstag vorbei, wenn die Kaltfront von ANTHEA in Richtung Alpen vorankommt und die über der Südhälfte liegende heiße Luft, auch mit kräftigen Schauern und Gewittern, nach Südosten abdrängt. Dann liegen die Temperaturmaxima im Süden knapp 10 Grad niedriger als am Mittwoch; und zu allem Überfluss bleibt die Kaltfront am Freitag dann auch noch an den Alpen hängen und wird dort für länger anhaltenden Regen sorgen.

Also anfangs Regen im Norden, dann Regen im Süden - werden da wenigstens die Wasserspeicher wieder etwas aufgefüllt? Bedenkt man die kumulative Größe des Wasserdefizits, das sich über die letzten Monate aufgebaut hat, sind die erwarteten Regensummen nicht mehr als ein "Tropfen auf den heißen Stein". In der beigefügten Grafik sind rechts die prognostizierten akkumulierten Regensummen bis in die Nacht zum Samstag dargestellt, so wie sie unser DWD-Modell "ICON" berechnet hat. Vom Südwesten bis in die Lausitz und zum Oderbruch werden wohl wieder nur ein paar Tropfen fallen. Lokal bis zu 20 mm sollen es an der Nordsee sein, lokal bis zu 40 mm an den Alpen - als Summe aus vier Tagen wohlgemerkt. Das sind keine Mengen, vor denen man sich ängstigen müsste.

Das sieht an der US-Ostküste schon anders aus. In der Grafik links sind, ebenfalls für das 4-Tage-Intervall bis Samstagnacht, und ebenfalls von "ICON", die erwarteten Niederschläge auf dem Westatlantik und an Teilen der US-Ostküste zu sehen. Bis zu 500 mm sollen in der Region um Jacksonville/Greenville im US-Staat North-Carolina fallen - und über das Wochenende dürfte dort dann noch einiges an Regen dazukommen. Manche Modelle errechnen dort insgesamt über 1000 mm Regen in wenigen Tagen. Damit könnte der Regen, den FLORENCE mitbringt, sogar verheerender in seinen Auswirkungen sein als die erwarteten Orkanböen von bis zu 200 km/h.

P.S.: Morgen erhalten sie an dieser Stelle aktuelle und detaillierte Informationen zu Hurrikan FLORENCE.

Dipl.-Met. Martin Jonas

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 11.09.2018

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