Weather-Basic-Care -- D E M O
Blick aufs Wetter von Baden-Württemberg und Deutschland
Die Daten werden vom Deutschen Wetterdienst bereitgestellt.
Heute ist Freitag, 09. Juni 2023 - 13:46 Uhr
Synoptische Übersicht - Kurzfrist
ausgegeben am Freitag, den 09.06.2023 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen: HNF a. Hochdruckrandlage, hochsommerlich warm bis heiß, einzelne Gewitter, aber nur geringe Unwettergefahr.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
Freitag... liegt Deutschland an der Südflanke eines sich vom Nordmeer nach Skandinavien verlagernden Bodenhochs. Dieses Hoch wird durch einen breiten Rücken gestützt. Warmluftadvektion, die bis nach Ostgrönland und Spitzbergen ausgreift, generiert über der Barents-See weiteren Geopotentialgewinn. Flankiert wird der Rücken durch einen Trog über der Irminger-See und einen weiteren, vom nördlichen Ural nach Karelien reichenden Trog. Ein schwaches Höhentief, das am Vortag für eine rege Gewittertätigkeit gesorgt hatte, verlagert sich vom südöstlichen Mitteleuropa ostwärts und verliert seinen Einfluss auf unser Wettergeschehen. Am Rande des über Nordeuropa liegenden Bodenhochs gelangt mit einer nordöstlichen bodennahen Strömung trockenere Luft nach Deutschland. Etwas Labilität ist noch vorhanden, auch die Feuchte wurde noch nicht ausgeräumt. CAPE (MU, KK) erreicht vor allem im Osten ein paar hundert J/kg, ist aber gedeckelt. Dort (und zusätzlich vom südlichen Emsland, dem größten Teil von NRW und bis ins südliche Niedersachsen hinein) weist die Luftmasse einen Flüssigwassergehalt um 25 mm auf. Für die Auslösung einzelner Gewitter ist das hinreichend. Am wahrscheinlichsten ist dies über dem Bergland der genannten Gebiete. Allerdings ist die Basis der Konvektion mit ca. 2000 m relativ hoch. Auch unmittelbar an den Alpen sowie im Hochschwarzwald können sich dank orografischer Unterstützung einzelne Gewitter entwickeln, wobei dort mangels bodennaher Feuchte die Basis um 2500 m liegt. Da aber Scherung kaum vorhanden ist, Hebung ausbleibt und aufgrund des Entrainments von Nordosten her bodennah eine zunehmende Austrocknung erfolgt, dürfte es sich weitgehend um schwächere Entwicklungen handeln. Unwetter (vor allem durch heftigen Starkregen) sind deutlich weniger wahrscheinlich als am Vortag, aber nicht auszuschließen. Abgesehen von diesen Entwicklungen erfolgt nahezu ungehinderte Einstrahlung, was die Temperatur auf 25 bis 31 Grad steigen lässt. An der Küste und im Bergland wird es mit 19 bis 24 Grad nicht so warm.
In der Nacht zum Samstag sollte die Konvektion aufgrund fehlender Antriebe alsbald in sich zusammenfallen. Mit der Kräftigung des über Skandinavien liegenden Hochs erfolgt im Norden eine leichte Gradientzunahme, was an der Ostseeküste Windböen Bft 7 aufkommen lässt. Absinken im Randbereich des Hochs lässt den Himmel größtenteils aufklaren. Einstellige Temperaturminima beschränken sich auf Teile von Norddeutschland.
Samstag... weitet sich der über Skandinavien liegende Rücken noch etwas nach Norden aus. Das wetterbestimmende Bodenhoch verlagert sich mit seinem Schwerpunkt nach Südfinnland. Dabei bleibt der kräftige Gradient über dem Norden Deutschlands bestehen, so dass, gestützt durch den Tagesgang, im Norden der Wind auffrischt. An der gesamten Ostseeküste und auch im nördlichen Schleswig-Holstein sind Windböen Bft 7, in Ostholstein und an der Vorpommerschen Küste stürmische Böen Bft 8 zu erwarten. An der Südflanke des Bodenhochs wird von Osten her labilere Luft eingesteuert, die sich im Nordosten und Osten Deutschlands durchsetzt. Der Gehalt an niederschlagbarem Wasser steigt auf 25 bis 30 mm, CAPE dank kräftiger Einstrahlung zum Teil mehr als 1000 J/kg. Etwas Hebung, die aus einem an der Ostflanke des Rückens nach Süden ablaufenden Kurzwellentrog resultiert, erfolgt über den Bayerischen Mittelgebirgen, dem Westerzgebirge und am östlichen Alpenrand, zudem zeichnet sich dort niedertroposphärisch leicht zunehmende Scherung ab. Zudem liegt das Kondensationsniveau um 1500 m und damit in geringeren Höhen als am Vortag. Daher sind in diesen Gebieten Gewitter am wahrscheinlichsten. Wie bereits am Vortag ist die Gefahr von Unwettern durch heftigen Starkregen nicht allzu hoch. Im weitaus größten Teil Deutschlands wird hochreichende Konvektion durch großräumiges Absinken unterbunden. Gegenüber dem Vortag ändern sich die Temperaturen kaum.
In der Nacht zum Sonntag fällt die Konvektion alsbald in sich zusammen. Auch der Wind flaut an der Küste ab, so dass ab der zweiten Nachthälfte auch an der Vorpommerschen Küste keine warnrelevanten Böen mehr auftreten sollten. Während sich im Nordosten Deutschlands nochmals einstellige Temperaturminima abzeichnen, geht die Temperatur in den Ballungsgebieten West- und Südwestdeutschlands nicht unter 18 Grad zurück.
Sonntag... wandelt sich der nach Skandinavien gerichtete Höhenrücken in ein abgeschlossenes Höhenhoch um, das sich über der Nordsee und Dänemark etabliert. Dieses Höhenhoch wird von einem schwachen Höhentief vom Typ eines Kaltlufttropfens "unterwandert", das von Nordosten her bis in die Mitte Deutschlands gelangt. Die Schichtung ist nieder- und mitteltroposphärisch labil, zudem ist die von Nordosten einfließende Luftmasse so weit ausgetrocknet, so dass konvektive Umlagerungen ausbleiben sollten. Eine Ausnahme sind vielleicht die Alpen, wo einzelne Überentwicklungen vorstellbar sind. Ansonsten bleibt hochreichende Konvektion aus. Das wetterbestimmende Bodenhoch verlagert sich nach Westrussland, wodurch der Gradient im Norden Deutschlands etwas aufweicht. Mit tagesgangsbedingter Unterstützung kann es aber an der Ostseeküste erneut für Windböen Bft 7 reichen. Weiter im Binnenland ist der Wind nicht warnrelevant. Wie bereits an den Vortagen dauert großräumiges Absinken an, was weitgehend ungehinderte Einstrahlung zur Folge hat. Höchsttemperaturen von 30 Grad und knapp darüber sind auf den Westen und die tieferen Lagen Südwestdeutschlands beschränkt. Ansonsten sind Temperaturmaxima zwischen 24 und 29, an der Küste und im Bergland zwischen 19 und 23 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Montag verlagert sich das o.g. Höhentief, ohne wetterwirksam zu werden, nach Niederbayern. Ein kräftigeres Höhentief, das Bestandteil eines südosteuropäischen Höhentiefkomplexes ist, zieht dann nach Polen. Absinken zwischen beiden Höhentiefs und an der Südwestflanke des über Westrussland liegenden kräftigen Bodenhochs lässt den Himmel erneut aufklaren. Zudem setzt sich von Nordosten her trockenere und etwas kühlere Luft durch. Daher erfolgt in weiten Teilen Mittel- und Süddeutschlands eine Abkühlung auf einstellige Temperaturminima. Aber auch im Norden und Westen sowie in tieferen Lagen Südwestdeutschlands wird es mit 15 bis 10 Grad etwas kühler als in den beiden Nächten zuvor.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung. Unterschiede ergeben sich hinsichtlich des schwachen Kaltlufttropfens am Sonntag, den nur ICON im Programm hat. GFS und auch UK10 lassen erst in der Nacht zum Montag ein ähnliches Höhentief auf den Nordosten Deutschlands übergreifen, wobei auch nach diesen Modellen sich keine Wetterwirksamkeit abzeichnet.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Thomas Schumann