Weather-Basic-Care -- D E M O
Blick aufs Wetter von Baden-Württemberg und Deutschland
Die Daten werden vom Deutschen Wetterdienst bereitgestellt.
Heute ist Sonntag, 13. Oktober 2024 - 01:07 Uhr
Synoptische Übersicht - Mittelfrist
ausgegeben am Samstag, den 12.10.2024 um 10.30 UTC
Zunächst sehr mild und nur in den westlichen Landesteilen nennenswerter Regen. Vor allem auf den Bergen teils stürmisch. Ende der Woche wieder wechselhafter und kühler.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 19.10.2024
Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Mittwoch befinden wir uns im Einflussbereich eines Rückens, der sich vom westlichen Mittelmeerraum bis zur Nordsee aufwölbt. Flankiert wird er auf seiner Ostseite von einem Osteuropatrog. Da die Rückenachse zu Beginn noch knapp westlich von uns verläuft, liegen wir (noch) unter einer nordwestlichen Höhenströmung, was im Druckniveau 850 hPa eine Temperaturspanne zwischen 0 Grad im Nordosten und 10 Grad in Südbaden eröffnet. Am Boden hat sich direkt über Deutschland ein Hochdruckgebiet breitgemacht, was im Herbst aber bekanntermaßen nicht automatisch puren Sonnenschein bedeutet. Mancherorts wird man es wohl noch lange mit zähen (Hoch-)Nebelfeldern zu tun haben. Im Tagesverlauf kommt das gesamte synoptische Konstrukt etwas nach Osten voran. Von Westen nähert sich ein atlantischer Trog, der durch einen Vorstoß höhenkalter Luft zunehmend an "Schärfe" gewinnt. Der Trog korreliert am Boden mit einer meridional verlaufenden Tiefdruckzone, in die auch der (bis dahin) ehemalige Tropensturm Leslie westlich der Iberischen Halbinsel eingebettet ist. Vorderseitig kommt es zu massiver Warmluftadvektion, die den Rücken über uns regeneriert.
Die Höhenströmung über uns bekommt zunehmend west- bis südwestliche Züge und dreht am Mittwoch mit weiterer Annäherung des Troges sogar auf Süd. Im Am Boden ist das durch die Verlagerung des Hochschwerpunkts ins östliche Mitteleuropa und der Annäherung der Tiefdruckzone schon etwas früher der Fall. In der Folge steigt T850 deutlich an und liegt am Mittwoch im Nordosten bereits bei 14 Grad (Vortag noch 0 Grad!) und an den Alpen durch sich einstellenden Föhn bei stolzen 20 Grad. Damit dürften zumindest in der Südwesthälfte verbreitet Höchstwerte um 20 Grad zu erwarten sein, am direkten Alpenrand sind mit Föhnunterstützung lokal selbst 25 Grad nicht komplett ausgeschlossen. Der Westen und Nordwesten werden dabei von einer Warmfront überquert, die aber außer ein paar dichteren Wolkenfeldern wohl nichts weiter im Repertoire hat. Bleibt noch zu erwähnen, dass der Wind gradientbedingt etwas zulegt. Eventuell reicht es in Sachsen für einzelne stürmische Böen (Böhmischer Wind). Das dürfte auch für die ein oder andere Gipfellage zutreffen. In den Hochlagen der Alpen sind Sturmböen wahrscheinlich.
Am Donnerstag liegt die Rückenachse östlich von uns und der nachfolgende Trog rückt samt Bodentiefdruckzone nach Westeuropa vor. In den westlichsten Landesteilen sind dabei erste schauerartige Regenfälle möglich, während im großen Rest des Landes noch der Hochdruck dagegenhält. Der Föhn in den Alpen dürfte zunächst noch anhalten, am Freitag dann aber nachlassen, wenn der Trog über Südwesteuropa abtropft. Während sich das Höhentief in den westlichen Mittelmeerraum verlagert, zieht ein kurzwelliger Anteil des Trogresiduums über den Nordwesten mit Regen hinweg. Das Residuum selbst greift im Laufe des Samstags über. Ihm vorgelagert überquert uns bodennah die Kaltfront eines Sturmtiefs über der Nordsee mit kräftigen Regenfällen ost-/südostwärts. Ihr folgt ein Schwall Meereskaltluft, wodurch T850 wieder auf (in der Nordwesthälfte deutlich) einstellige Werte zurückgeht. Dazu zieht der Wind an, an der Nordsee und auf den Bergen können Böen bis Sturmstärke auftreten (Bft 8-9), lokal eventuell auch mit Kaltfrontdurchgang.
In der erweiterten Mittelfrist weitet sich der Azorenkeil bis nach Süd- und Mitteleuropa aus, und drängt die Frontalzone Richtung Nordeuropa ab.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen 00-UTC-Laufs des IFS kann - was die großskaligen Strukturen angeht - bis Freitag zunächst als sehr gut bezeichnet werden. Auch danach ist sie zwar nicht schlecht, die Unterschiede nehmen aber zu, was vor allem am Timing und an der Intensität der auf Deutschland übergreifenden Kurzwellentröge und Tiefausläufer liegt. Dass allerdings ab dem Wochenende wieder ein wechselhafterer, windigerer und kühlerer Wetterabschnitt vor uns liegt, wurde auch von den beiden Vorgängerläufen prognostiziert. Der heutige 00-UTC-Lauf ist dabei am forschesten und lässt bereits in der Nacht zum Samstag einen ersten markanten Kurzwellentrog auf uns übergreifen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Vergleich mit anderen Globalmodellen (ICON, GFS, UK10) liefert bis Wochenmitte keine signifikanten Unterschiede, was die großräumige Potenzial- und Druckverteilung angeht. Das ändert sich jedoch ab Donnerstag. Knackpunkt ist der Abtropfvorgang über Südwesteuropa. Diesen hat ICON schon für Donnerstag geplant, wodurch das Residuum schon ab Donnerstagabend auf Deutschland übergreifen lässt. Demnach würde es in der Nacht zum Freitag in der Südosthälfte Regen geben, den die anderen Modelle nur für die westlichsten Landesteile prognostizieren. Die Kaltfront würde bereits Freitagabend übergreifen. GFS lässt den Trog so richtig erst am Samstag über den Westalpen abtropfen. Dieser Kaltlufttropfen würde dort dann die nächste Zeit "umherwabern". Ein Kaltfrontdurchgang wie bei IFS und ICON findet hier nicht statt. Eine ähnliche Schiene fährt auch UK10 (Vorhersagehorizont endet Samstag 00 UTC).
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte sind bis Donnerstag zunächst recht eng gebündelt, was für die im Haupttext beschriebene Lösung des Hauptlaufes spricht. Ab Freitag nimmt der Spread dann deutlich zu. Das gilt sowohl für die Temperatur-, als auch die Geopotenzialprognose. Zwar geht es mit der Temperatur bis Sonntag tendenziell nach unten, der Spread eröffnet dann aber einen Raum zwischen +16 und -1 Grad in 850 hPa (auch wenn das natürlich Außenseiterlösungen sind). Beim Geopotenzial ist dagegen kein wirklicher Trend nach unten zu erkennen. Man müsste eher sagen, dass sich der Spread stark nach unten öffnet (man kommt ja von einem recht hohen Niveau). Was dagegen deutlich zunimmt sind die Niederschlagssignale ab Freitag. Das Ensemble scheint sich also ganz und gar nicht sicher zu sein, ob die Lösung des Hauptlaufs (Abtropfvorgang gepaart mit Kaltfrontdurchgang zum Ende der Woche) wirklich der Weisheit letzter Schluss ist.
Das Clustering für den Zeitraum von Donnerstag bis Samstag (jeweils 0 UTC) zeigt in seinen vier Cluster übereinstimmend den Übergang vom Blocking- zum NAO+ Regime. Im Detail ergeben sich auch hier Unterschiede, was den Abtropfvorgang des Troges angeht. Cluster 1 (15 Member) ist dabei am forschesten, der Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 4 (insgesamt 10 Member). Für den Zeitraum von Sonntag bis Dienstag (jeweils 0 UTC) ergeben sich sechs Cluster, deren Lösungen dann zum Teil schon deutlich voneinander abweichen. Cluster 1 bis 3 (Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 3) zeigen aber den sich von den Azoren zu uns reinscheibenden Keil und nördlich von uns liegender Frontalzone. Vor allem für die Südhälfte würde das also einen ruhigen und zunehmend hochdruckgeprägten Start in die neue Woche bedeuten, während der Norden zeitweise von Tiefausläufern gestreift wird.
Fazit: Bis Donnerstag scheint der Fahrplan zu stehen. Niederschläge beschränken sich wohl weitgehend auf die westlich(st)en Landesteile, dazu wird es sehr mild und vor allem auf den Bergen windig bis stürmisch. Danach nehmend die Unsicherheiten deutlich zu, es scheint aber wieder wechselhafter und etwas kühler zu werden.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die signifikanten Wettererscheinungen beschränken sich im mittelfristigen Zeitraum auf den Parameter "Wind", bzw. "Sturm". Dabei stechen ab Mittwoch föhnbedingt zunächst die Alpen mit Sturmböen heraus, wenngleich auch die ein oder andere Mittelgebirgslage im Lauf der zweiten Wochenhälfte Böen bis Sturmstärke melden wird. Ob es in den Tälern des ostsächsischen Berglandsam Mittwoch auch für eine stürmische Böe reicht, muss abgewartet werden. Ganz ausgeschlossen ist das auf jeden Fall nicht. Am Freitag wird es mit Annäherung des Nordseetiefs auch an der Nordsee zunehmend stürmisch.
Basis für Mittelfristvorhersage IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS, UK10
VBZ Offenbach / Dipl.Met. Tobias Reinartz