Weather-Basic-Care -- D E M O
Blick aufs Wetter von Baden-Württemberg und Deutschland
Die Daten werden vom Deutschen Wetterdienst bereitgestellt.
Heute ist Montag, 24. November 2025 - 17:59 Uhr
Synoptische Übersicht - Mittelfrist
ausgegeben am Montag, den 24.11.2025 um 10.30 UTC
Deutschland zweigeteilt: Im Nordwesten bewölkt, regnerisch und vergleichsweise mild. Im Südosten teils sonnig, teils neblig und kalt.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 01.12.2025
So, die letzte Novemberdekade ist erreicht, die Zeichen für den Winter werden gestellt und wie so oft ist die Lage alles andere als eindeutig. Das ist in Zeiten des Klimawandels für Winterfans per se schon mal ein Hoffnungsschimmer, dass die Lage eben nicht bis in den Glaskugelbereich hinein aussichtslos ist. Beim Blick in die Stratosphärenkarten präsentiert sich bis in die 1. Dezemberdekade hinein das Aleutenhoch leicht polwärts Richtung Alaska verschoben, was den Polarwirbel beharrlich über der Karasee festhält. Interessanterweise bildet er dabei zunehmend scharfen Trogbereich bis in den nahen Ostatlantik aus. Wenngleich dadurch die Tiefdruckaktivität über dem Atlantik bis auf weiteres auch in bodennahen Luftschichten recht rege bleiben sollte, so eröffnet dieses südliche Displacement des Wirbels doch mit hoher Wahrscheinlichkeit einige "Berglandlandwinter"-Optionen und bei gutem Timing in den Frühstunden auch mal "Stundenschnee" bis ganz runter.
Schauen wir uns nun aber erstmal an, was wirklich Konkretes für den Mittelfristzeitraum zu Papier gebracht werden kann. Angefangen mit dem kommenden
Donnerstag...an dem die letzten staubedingten Schneefälle nun auch an Erzgebirge und Alpen abgeklungen sein sollten. Zwischen einem Cut-Off über dem Tyrrhenischen Meer und einem umfangreichen, kräftigen Zentraltief südlich von Island (Kerndruck zuweilen nahe 950 hPa), konnte sich ein Rücken über Westeuropa aufwölben, dessen Achse bis ins Nordmeer reicht. Auf dessen Vorderseite hat sich bodennah eine Hochdruckbrücke vom Seegebiet östlich der Azoren über Spanien und Frankreich bis nach Tschechien ausgeweitet. Die eingeflossene Meereskaltluft polaren Ursprungs kommt daher nun (ähnlich zum Geschehen von vor ein paar Tagen) zur Ruhe, altert und trocknet ab. Gerad die frisch beschneiten Gebiete von den Alpen bis nach Sachsen und Südpolen sorgen derweil für eine Qualitätsverschärfung der Luftmasse, die sich ins Grenzschichtniveau hinein auswirkt (siehe auch Konsistenzbetrachtung). Abseits einiger ausgedehnter Nebel- und Hochnebelgebiete, die sich vor allem entlang der Donau ganztägig halten dürften, scheint damit im Osten und Süden Deutschlands auch länger die Sonne. Die Nordwesthälfte wird derweil von der Annäherung der Warmfront des Zentraltiefs beeinflusst und nach Verdichtung der typischen Aufgleitbewölkung fallen später an der Nordsee auch die ersten Tropfen. Bei einsetzendem Druckfall mit Frontenannäherung frischt auch der südliche Wind im Nordwesten allmählich auf und erreicht auf den Nordseeinseln teils Sturmstärke (Bft 8-9). Infolge der Durchmischung wird es entsprechend im Nordwesten auch am mildesten mit 5 bis 9 Grad, sonst sind es 1 bis 5 Grad, im Dauergrau im Südosten herrscht Dauerfrost. Nachts muss vor allem am Alpenrand bei Aufklaren über Schnee mit strengem Frost unter -10 Grad gerechnet werden. Frost ist generell etwa von Südbrandenburg bis nach Hessen und die Pfalz hinein sowie südlich davon zu erwarten. An Nordsee und Ems bleibt es mit 6 bis 9 Grad mild.
Am Freitag sorgt ein Trogvorstoß zu den Britischen Inseln dafür, dass der Rücken plattgebügelt wird und dessen Achse ostwärts nach Finnland und zum Baltikum abgedrängt wird. Weite Teile Deutschlands verbbleiben aber noch unter hohem Geopotential in höhenmilder Luft (T500 teils wärmer als -20°C). Der Norden und Westen des Landes liegt aber auf der (wenngleich sehr indifferenten) Trogvorderseite, unter der bodennah die strömungsparallele, leicht wellende Kaltfront eingelagert ist. Die Warmfront ist unterdessen längst zur Ostsee nordostwärts rausgeschwenkt. Im Warmsektor sind bei guter Durchmischung am Niederrhein nun schon zweistellige Höchstwerte zu erwarten. Der Wind bleibt allenfalls in Küstennähe warnwürdig, ist aber im Vergleich zum Vortag ein Stück weit schwächer, da der Gradient unter Wellenbildung aufgeweicht wird. Warnwürdige Regensummen sind ebenfalls nicht zu befürchten. Zwischen Fehmarn und dem Ruhrgebiet fallen kaum einmal mehr als 10 l/qm binnen 12 h. Von Vorpommern bis nach Süddeutschland bleibt es vielfach freundlich und trocken, gerade in Bayern aber vielfach ganztags neblig trüb mit Dauerfrost.
Am Samstag setzt sich der Geopotentialabbau von Nordwesten fort und letzte Reste der einst stabilen Brücke ziehen sich zum Alpenraum zurück. Die strömungsparallel Luftmassengrenze wird mit einem Randtrog ostwärts geführt, wobei die übrig gebliebene Warmluft rasch getilgt wird und abhebt. Insgesamt ist es hier bereits sehr fraglich, wann und wo noch wieviel Regen überhaupt ankommt. Dieser ist potentiell gefrierend, sobald er den Mittelgebirgsraum und erst recht Süddeutschland erreicht. Die Schneephase ist angesichts deutlich positiver 850 hPa Temperaturen unwahrscheinlich. Als wäre das nicht schon "tricky" genug, kommt nun auch noch ein giftiges Shapiro Keyser Tief ins Spiel, das auf der Vorderseite eines mächtigen Warmluftberges über dem Nordatlantik südostwärts Richtung Britische Inseln rutscht.
Überflüssig zu betonen, dass die nachfolgenden Berechnungen und Einschätzungen für den Sonntag und Montag nicht gerade an Güte gewinnen. Daher nur so viel, dass am Sonntag eine wechselhafte Troglage unter Beteiligung des Tiefs ein realistisches Szenario ist, wobei vom Sturmfeld wohl keine große Gefahr mehr ausgeht, wenn es Deutschland erreicht. Die Schneefallgrenze liegt vielfach in den Kammlagen jenseits von 800 m und Richtung Zittauer Gebirge sowie vor allem in Südostbayern muss weiterhin mit Glatteis gerechnet werden, sobald sich Niederschläge dorthin verirren. Eine nachhaltige Durchmischung bzw. Ausräumen der bodennahen Kaltluftschicht findet dort weiterhin allenfalls rudimentär statt. Am Montag kann sich eventuell kurzzeitiger Zwischenhocheinfluss durchsetzen, bevor aus Westen neue atlantische Frontensysteme übergreifen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Tendenz der jüngsten IFS-Läufe ist ganz klar: Im Südosten werden nach den Schneefällen aus der Kurzfrist die Temperaturen unter Zwischenhocheinfluss stetig nach unten korrigiert, vor allem aber der vermeintlich aufkommende neue Niederschlag aus Nordwesten schrittweise zurückgenommen. Es erscheint daher sehr fraglich, ob bis zum Wochenende im Südosten überhaupt der zu befürchtende Glatteisregen ankommt. Davon abgesehen ist die Konsistenz bei den Basisfeldern halbwegs ok, wobei das Shapiro Keyser Tief natürlich ebenfalls große Schwierigkeiten bereitet. Im 12z Lauf spielte es plötzlich fast gar keine Rolle mehr. 0z von gestern und heute simulieren es recht ähnlich schon in stark abgeschwächter Form am Sonntag über Benelux.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Rolle rückwärts des IFS vollziehen auch die anderen Globalmodelle, werden immer passiver mit der Verlagerung der Regenfälle aus dem Nordwesten landeinwärts. Auch demnach bleibt der Südosten noch längere Zeit entkoppelt mit Fokus auf Grenzschichtprozessen. Ähnliches gilt für das Shapiro-Keyser Tief: Die Probleme sind erkennbar, die unterschiedlichen Lösungswege aber überschaubar und ohne gravierende Auswirkungen auf Deutschland.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN: Die Ensemble zeigen beeindruckend die Milderung beim Übergang von der Kurz- in die Mittelfrist an, bei die die 850 hPa Temperaturen von unter -5°C mal locker um 10 K binnen 24h nach oben schießen. Mit jedem Kilometer nach Südosten hin wird der Anstieg verzögert und leicht abgeschwächt. Aber auch am Beispiel von Passau geht's am Freitag mit hoher Wahrscheinlichkeit auf > 0°C in 850 hPa, was sich allerdings nicht bis zum Boden durchsetzt. Die Niederschlagssignale dort sind dann auch insgesamt spärlich, vor allem aber am Samstag gibt es vermehrt schwache Ausschläge von wenigen mm binnen 24h. Dagegen hat Hamburg beispielsweise ab Donnerstag bis in die erweiterte Mittelfrist hinein (04.12.) vorerst keine frostige Nacht mehr vor sich.
CLUSTER: Die Cluster stützen das oben beschriebene Szenario. Auch ein Abtropfen des Shapiro Keyser Troges liegt im Bereich des Möglichen und würde die Trockenchancen für den Südosten erhöhen. Das wahrscheinlichste Szenario ist es aber nicht. In der nächsten Woche führt wohl kein Weg an neuen atlantischen Tiefausläufern aus Westen vorbei, Großwetterlage Südwest zyklonal bzw. Tief Britische Inseln scheint Trumpf. Da das kräftige Hoch über Russland aber ebenfalls besteht, ist nach wie vor unklar, ob diese dann auch bis in den äußersten Südosten Bayerns vorstoßen. Stärkere Blockingtendenzen findet man frühestens zur 2. Dezemberdekade hin.
FAZIT: Von Hochdruckbrücke bis Shapiro Keyser Zyklone - es wird alles geboten, vor allem große Unsicherheit! Obwohl die Karten insgesamt wenig winterlich anmuten, so geht es unter Hochdruckeinfluss und damit gänzlich von wärmeren Höhenschichten entkoppelt, im Südosten zunächst frühwinterlich weiter. Wo bereits Schnee aus der Kurzfrist liegt, hat er gute Chancen weiter zu bleiben. Vor allem durch die ausgedehnten Nebel- und Hochnebelfelder halten sich voraussichtlich größere Gebiete in Bayern im Dauerfrost. Von Schleswig-Holstein bis zum Niederrhein bleibt es dagegen meist regnerisch und recht mild, an der Nordsee teils stürmisch. Dazwischen kann man auf längeren Sonnenschein hoffen, sowie darauf, dass der Regen aus Nordwesten außen vor bleibt und nicht von der Mitte bis in den Südosten für eine neue Glatteislage sorgt. Die Tendenz in den jüngsten Läufen stimmt zumindest - der Regen wird immer mehr rausgerechnet beziehungsweise verbleibt im Nordwesten.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
STURM: Vor allem am Donnerstag gibt es vermehrt Signale, dass es auf den Nordseeinseln zumindest für einzelne stürmische Böen (Bft 8) aus Süd bis Südwest reicht, exponiert (Helgoland, Sylt) angekratzte Bft 9 nicht ausgeschlossen. Am Freitag sind diese insgesamt nur noch gering wahrscheinlich.
GLATTEIS: Zu diesem Thema ist bis hierhin bereits viel geschrieben worden. Sobald Niederschläge den Südosten, bei geeignetem Timing in den Nacht- und Frühstunden auch die Mitte, erreichen, muss mindestens von lokalem Glatteis ausgegangen werden. Gerade für Ostbayern sind Szenarien bis hin zu einer erneuten Unwetterlage denkbar, die Tendenz dafür in den jüngsten Läufen deutlich abgeschwächt.
STRENGER FROST: In den Nächten sind insbesondere am Alpenrand bei Aufklaren über Schnee strenge Fröste unter -10 Grad zu erwarten - sogar durch schwache EFI Signale belegt, die sich vom Alpenraum bis nach Südpolen erstrecken.
Basis für Mittelfristvorhersage IFS, IFS-EPS, Mos-Mix
VBZ Offenbach / Dipl.Met. Robert Hausen