Weather-Basic-Care -- D E M O
Blick aufs Wetter von Baden-Württemberg und Deutschland
Die Daten werden vom Deutschen Wetterdienst bereitgestellt.
Heute ist Mittwoch, 26. November 2025 - 21:05 Uhr
Synoptische Übersicht - Mittelfrist
ausgegeben am Mittwoch, den 26.11.2025 um 10.30 UTC
Leicht unbeständig, an der Nordsee und in Hochlagen teils stürmisch. Dabei meist mild, nur im Südosten kälter und wiederholt Glatteisgefahr.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 03.12.2025
Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Samstag (29.11.) liegen wir im Einflussbereich eines Langwellentroges, der vom Nordostatlantik bis nach Westeuropa reicht und die vorgelagerte Geopotenzial- und Hochdruckbrücke nach Südosten verdrängt. Ein erster kurzwelliger Troganteil überquert uns in der ersten Tageshälfte ostwärts. Daran ist ein Bodentrog mit eingelagerter Kaltfront gekoppelt, die leichte bis mäßige Regenfälle bringt. In Südostbayern sowie in geschützten Tallagen der östlichen Mittelgebirge hält sich teils noch eine kalte Grenzschicht mit Temperaturen um 0 °C inklusive gefrorener Böden, sodass regional gefrierender Regen auftritt. Etwas Schnee fällt, wenn überhaupt, nur in Hochlagen und in den Alpen oberhalb von 1000-1200 m. Postfrontal gelangt ein Schwall maritimer, aber gut durchmischter Subpolarluft zu uns (T850 um 0 °C), die rasch wieder unter den Einfluss eines Zwischenhochs kommt. Der Wind frischt mit Passage des Bodentrogs vor allem an der Nordsee und in Hochlagen vorübergehend stürmisch auf.
In der Nacht zum Sonntag und Sonntag tagsüber nähert sich von Westen die Hauptachse des Troges und greift spätestens in der Nacht zum Montag schließlich auf Deutschland über. Durch von Westen hereinlaufende WLA wird der Trog über dem Nordmeer zunehmend zugeschüttet bzw. abgeschnürt und seine Wellenlänge verkürzt sich. Im Bodenfeld wird ein kleines Randtief gestützt, das sich auf der diffluenten Trogvorderseite vor allem über den Britischen Inseln recht stark auf etwa 990-980 hPa vertiefen kann, sich später über der Nordsee bei aufrichtender Vertikalachse aber rasch wieder abschwächt. Sein teil-okkludiertes Frontensystem bringt vornehmlich der Westhälfte teils mäßigen Regen, nach Osten zu schwächt sich dieser aber ab. Einem Schwall subtropischer Warmluft auf der Tiefvorderseite folgt von Westen wieder maritime Subpolarluft, sodass in den Alpen, wenn sich das kleine Föhnfenster schließt, oberhalb von rund 1200 m wieder etwas Schnee fallen kann. Je nach Intensität sind im Nordwesten und Norden bis weit ins Binnenland hinein stürmische Böen möglich, an der Nordsee und in Hochlagen auch Sturmböen.
Am Montag schwenkt der Trog ostwärts durch verliert dabei aber weiter an Kontur. Im Folgt ein kurzwelliger Rücken, der durch WLA vorderseitig des nächsten Langwellentroges nebst kräftigem Tiefdruckkomplexes über dem Nordostatlantik gestützt wird. Dadurch setzt sich im Tagesverlauf wieder schwacher Zwischenhocheinfluss durch, bevor sich ab dem Abend mit Übergreifen einer Warmfront in der Westhälfte wieder Regen einsetzt. Der auf südliche Richtungen drehende Wind frischt im Vorfeld kräftig auf, in exponierten Mittelgebirgslagen und an der Nordsee sind Sturmböen möglich.
Am Dienstag greift der neue Langwellentrog auf Westeuropa über, der Rücken wird nach Osten verdrängt und wir gelangen auf die Trogvorderseite in eine leicht zyklonale Südwestströmung. Die Warmfront des komplexen und intensiven Tiefdruckgebietes mit Kernen im Bereich der Britischen Inseln und der Nordsee zieht mit leichtem Regen noch relativ zügig südostwärts, gefrierender Regen ist ganz im Südosten, wo sich bei windschwachen Verhältnissen erneut eine flache kalte Grundschicht ausbilden kann, nicht gänzlich ausgeschlossen. Die nachfolgende Kaltfront greift mangels Schubkomponente innerhalb der südwestlichen Höhenströmung dann aber schleifend auf die Nordwesthälfte über. Da aus der Höhe nicht viel Antrieb zu erwarten ist und sich die Bariklinität in Grenzen hält, ist dennoch wahrscheinlich nicht mit ergiebigen Regenfällen zu rechnen. Vorderseitig wird sehr milde Subtropikluft vor allem in die Südosthälfte geführt, die sich im windschwachen Südosten aber nur schwer bis zum Boden durchsetzen kann. An den Alpen setzt Föhn ein (teils schwere Sturmböen auf den Gipfeln) und auch in Hochlagen und an der Nordsee sind weiterhin Sturmböen zu erwarten.
Am Mittwoch weitet sich der Trpg über Westeuropa weit nach Süden aus und kommt nur zögerlich ostwärts voran. Somit befinden wir uns weiter vorderseitig in einer aufsteilenden Südwestströmung. Die Kaltfront des sich nach Skandinavien verlagernden und sich abschwächenden Tiefdruckkomplexes liegt weiterhin schleifend, aber kaum wetterwirksam diagonal über Deutschland. An der Nordsee bleibt die Sturmgefahr bestehen, sonst lässt der Wind eher nach.
In der erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag wiederholt sich der Ablauf gewissermaßen. Der Trog greift zwar auf Deutschland über, wird aber erneut durch hineinlaufende WLA vorderseitig des nächsten Systems über dem Atlantik zugeschüttet und verliert an Wetterwirksamkeit. Hinter der südostwärts ziehenden Kaltfront setzt sich wieder maritime Subpolarluft durch, die rasch unter Zwischenhocheinfluss kommt. Danach wird die Vorhersage sehr unsicher: Zwischen schlapper Troglage oder Zwischenhocheinfluss ohne signifikante Wettererscheinung bis hin zu einer strammen Westlage mit Sturmgefahr scheint noch alles möglich. Einzig die Chancen auf durchgreifendes Winterwetter stehen bis auf Weiteres schlecht.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Das großräumige Muster wieder von den IFS-Modellläufen über weite Strecken der Mittelfrist relativ kongruent simuliert, weswegen der grobe Wetterablauf als recht sicher angesehen werden kann. Im Detail zeigen sich aber durchaus nicht ganz irrelevante Unterschiede: So wird das Tief am Sonntag/Montag von den neueren Läufen (12Z und 00Z) etwas stärker gerechnet als in den Vorläufen, womit die Sturmgefahr im Nordwesten und Norden nun etwas größer zu sein scheint. Signifikante Unterschiede ergeben dann ab der erweiterten Mittelfrist ab Mitte der kommenden Woche, sodass nach aktuellem Stand keine haltbaren Aussagen möglich sind bzw. die Simulationen mit Vorsicht zu genießen sind.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Aussagen aus der Konsistenzbetrachtung lassen sich auch auf den Modellvergleich übertragen. So zeigen sich zunächst lediglich kleinskalige Unterschiede. UK10, mit Abstrichen auch UKMO gehen mit den jüngsten IFS-Simulationen mit und rechnen am Sonntag ein ähnlich starkes Tief über der Nordsee. Andere Modelle wie GFS, ICON und GEM lassen das Tief sich allerdings rascher abschwächen. Hinter der Sturmgefahr am Sonntag im Nordwesten steht demnach noch ein Fragezeichen. In der erweiterten Mittelfrist gibt es ein ganzes Potpourri an möglichen Szenarien. Im Gegensatz zu IFS (und GEM), die nur noch eine unspektakuläre, diffuse Troglage mit teils sogar antizyklonalen Einschüben rechnen, möchte GFS in seinem 00Z-Lauf von heute Morgen lieber eine stramme, zyklonale Westlage mit signifikanter Sturmgefahr. Also auf Grundlage der deterministischen Modelle keinerlei Aussage möglich!
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Im Groben bestätigen die Ensembles des IFS den oben skizzierten Ablauf mit einer Trogpassage am Wochenende, gefolgt von einem kurzwelligen Rücken zu Wochenbeginn und langsam wieder zunehmendem Trogeinfluss zur Mitte der nächsten Woche. Eine sich dabei sukzessive aufweitende Rauchfahne des Geopotenzials verdeutlich aber, dass es neben kleineren zeitlichen Diskrepanzen auch größere Unsicherheiten im Hinblick auf die Ausprägung von Trog und Rücken gibt. Diese Unsicherheiten manifestieren sich auch beim Luftdruck. Am Sonntagmittag ergibt sich eine starke Streuung beispielsweise über der Deutschen Bucht zwischen rund 990 und 1015 hPa, wobei sich der deterministische Lauf eher im mittleren (Geopotenzial) bis unteren Drittel (Luftdruck) befindet. Die Intensität des kleinen Tiefs ist also wirklich sehr unsicher! Bei der 850-hPa-Temperatur fällt das offenbar nicht ganz so ins Gewicht, hier ist die Streuung nicht ganz so massiv (von wenigen Ausreißern abgesehen), wobei sich ein lebhaftes Auf und Ab meist zwischen -3 und +6 °C einstellt (Wechsel aus maritim erwärmter Subpolarluft und milder Subtropikluft). Der deterministische Lauf nimmt eine gut eingebettete mittlere Position ein.
Im Zeitraum +72-96 h (Sa/So) werden drei Cluster gebildet, die alle dem Regime "NAO positive" zugeordnet werden. Nennenswerte Unterschiede gibt es mit Fokus auf Mitteleuropa noch nicht. Im Zeitraum 120-168 h (Mo-Mi) stehen ebenfalls drei Cluster zur Auswahl. C1 und C2 (44/51 Member) vollziehen den Übergang zu "NAO negative", C3 (7/51) bleibt im Regime "NAO positive". Die Unterschiede sind weiterhin eher marginal. So wird beispielsweise die Kontur des nächsten Langwellentroges über Westeuropa etwas differenziert gerechnet. Im Zeitraum 192-240 h (Do-Sa) werden vier Cluster gebildet. Die Unterschiede nehmen dabei deutlich zu! C1 und C2 (34/51) verbleiben im Regime "NAO negative". Der neue Langwellentrog greift zwar auf Mitteleuropa über, verliert aber an Kontur und tropft zum Mittelmeer ab (Szenario des deterministischen IFS-Laufes). Ähnlich sieht das in C4 (6/51) aus, wenngleich sich hier eine stärkere positive Geopotenzialanomalie über Skandinavien und Osteuropa aufbaut (Blocking-Regime). In C3 (11/51) erfolgt der Übergang zu einer teils zyklonalen West-/Südwestlage ("NAO positive"), was dem GFS-Szenario ähnelt.
FAZIT: Die Mittelfrist ist gekennzeichnet von mehreren, aber eher schwachen Trogpassagen und entsprechend leicht unbeständiger Witterung mit wenig ergiebigen Niederschlägen. Diese fallen meist in flüssiger Form. Denn mit südwestlicher bis westlicher Strömung wird mal stark erwärmte Subpolarluft, mal subtropische Warmluft herangeführt, sodass es verbreitet mild ist. Lediglich im Südosten kann sich bei stärkerem Zwischenhocheinfluss zeitweise eine kalte Grundschicht ausbilden, was auch mal winterliche Warnereignisse wie gefrierenden Regen auf den Plan ruft (insbesondere am Samstag!). Auch der Wind ist ein Thema, insbesondere an der Nordsee und in Hochlagen ist es teils sehr windig. Mit einem kleinen, noch sehr unterschiedlich gerechneten Tief besteht am Sonntag im Nordwesten gar erhöhte Sturmgefahr. In der erweiterten Mittelfrist ab Wochenmitte wird die Vorhersage sehr unsicher. Vieles ist möglich, nur kein durchgreifendes Winterwetter.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
STURM: Am Samstag an der Nordsee und auf exponierten Berggipfeln Sturmböen 8-9 Bft aus Südwest bis West. Am Sonntag nach vorübergehender Windabschwächung an der Nord-, in der Nacht zum Montag auch an der Ostsee sowie auf Berggipfeln Sturmböen 8-9 Bft aus Südwest bis West möglich. Auch im nord- und nordwestdeutschen Binnenland stürmische Böen 8 Bft gering wahrscheinlich. Auch am Montag und Dienstag an der Nordsee und in Hochlagen teils stürmischer Süd- bis Südwestwind.
GLATTEIS: Am Samstag in Südostbayern und in geschützten Tallagen des östlichen Berglandes anfangs noch gefrierender Regen und Glatteis möglich, Unwetter nicht ausgeschlossen. Sonntagabend und in der Nacht zum Montag sowie in der Nacht zum Mittwoch im Südosten erneut örtlich Glatteis möglich.
Basis für Mittelfristvorhersage IFS det.+EPS, MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl.Met. Adrian Leyser Sturm