Weather-Basic-Care -- D E M O
Blick aufs Wetter von Baden-Württemberg und Deutschland
Die Daten werden vom Deutschen Wetterdienst bereitgestellt.
Heute ist Donnerstag, 19. Juni 2025 - 18:18 Uhr
Synoptische Übersicht - Mittelfrist
ausgegeben am Donnerstag, den 19.06.2025 um 10.30 UTC
Am Montag und Donnerstag teils kräftige Gewitter mit Unwettergefahr und anschließender kurzer Abkühlung. Ansonsten Hochdruckeinfluss. Meist warm bis heiß.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 26.06.2025
Eins lässt sich schon auf dem ersten Blick in die Mittelfristkarten feststellen, nämlich dass das Wetter vom meridionalen zu einem zonalen Muster wechselt und der länger dominierende Rücken damit Geschichte ist. HM und SWa können folglich ebenfalls die Koffer packen, Wa oder BM heißt am Ende die Devise.
Zunächst muss am kommenden Sonntag aber noch SWa als Gast in Deutschland "Devisen" abdrücken. Im Detail finden wir dabei oben erwähnten Rücken wieder, der sich vom westlichen Mittelmeer bis ins Nordmeer aufspannt und hohen Druck über dem westlichen Mitteleuropa und Südosteuropa stützt. Als Gegenspieler entpuppt sich ein Höhentief, das die Britischen Inseln am Tagesende erreicht. Der Rücken wird folglich allmählich ostwärts abgedrängt, womit der Hochdruckeinfluss bei uns schwindet und mit südwestlicher Strömung subtropische bis tropische Luftmassen mit T850 hPa von 14 bis 21 Grad nach Deutschland gelangen. Zwar ist diese Luftmasse zum Teil schon feucht, die fehlende Dynamik und der Deckel lassen allerdings noch keine flächendeckenden konvektiven Umlagerungen zu. In der Nacht zum Montag breiten sich Schauer und Gewitter dann mit Ankunft einer Kaltfront aber allmählich in den Westen und Nordwesten aus.
Am Montag kommt darüber hinaus auch noch etwas Dynamik in Form von gebietsweise geringer PVA ins Spiel. Das Höhentief schwenkt weiter über die Nordsee hinweg nach Osten, womit das zugehörige Bodentief Norwegen ansteuert. Dieses lässt die Kaltfront vom Nordwesten Deutschlands weiter nach Südosten übergreifen, am Tagesende soll sie bereits den Osten und Südosten erreichen. ML-CAPE beträgt zuvor bis zu 2000 J/kg, die PPWs bis 35 mm und ein wenig Scherung ist auch vorhanden. Damit ist vor allem im Osten und Südosten das Feld bestellt für kräftige, lokal unwetterartige Gewitter. Weiter nach Westen und Nordwesten stabilisiert es postfrontal bereits wieder. Zudem gelangt mit auf Nordwest drehender Strömung kühlere Meeresluft mit T850 hPa von 4 bis 10 Grad nach Deutschland.
Am Dienstag zieht das Höhentief in den Bottnischen Meerbusen weiter und verlässt unsere Gefilde. Von Westen nähert sich ein Rücken, der einen Keil des Azorenhochs nach Deutschland übergreifen lässt. Der Norden wird im Bereich der Frontalzone noch von schwache Tiefausläufer gestreift. Bei auf West bis Südwest drehenden Strömung wird schon wieder wärmere Luft mit T850 hPa von 8 bis 15 Grad angezapft.
Am Mittwoch wölbt sich der Rücken in Richtung Südskandinavien auf. Weil sich gleichzeitig ein neuer Trog den Britischen Inseln nähert, wird der Bodenhochkeil abgeschnürt und bildet einen neuen Schwerpunkt über der Slowakei. Die Ausläufer des zum Trog zugehörigen Bodentiefs mit Zentrum mittags knapp nordwestlich von Schottland erreichen Deutschland noch nicht. Der Norden liegt allerdings immer noch unter schwachen Tiefdruckeinfluss mit etwas Konvektion. Aus Südwesten kann neuerlich warme bis heiße Luft mit T850 hPa von 12 bis 20 Grad Fuß bei uns fassen.
Der Donnerstag ähnelt in gewisser Weise dem Montag. Ein zum neuen Trog gehörender, aber nur schwach ausgeprägter Randtrog steuert Deutschland an und führt die Kaltfront des von Schottland nach Norwegen wandernden Tiefs nach Deutschland. Der Randtrog sorgt insbesondere im Süden für PVA, sodass dort eine erhöhte Gefahr für kräftige Gewitter besteht. CAPE steht erneut bis 2000 J/Kg auf dem Zettel, weshalb Unwetter nicht auszuschließen sind. Die T850 hPa sinken postfrontal nur auf 11 bis 14 Grad.
In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag wird dann der Strömungswechsel vollzogen. Mit einem Trogkomplex, der von Nordamerika bis nach Skandinavien reicht, stellt sich an der Südflanke davon eine zonale Westströmung ein. Tiefausläufer bleiben jedoch dem Norden Deutschlands vorbehalten, nach Süden hin dominiert eine langgestreckte Hochdruckbrücke, die vom Azorenhoch bis nach Südosteuropa reicht (BM). Die T850 hPa zeigen ein entsprechendes Gefälle: 10 Grad im Norden bis 20 Grad im Süden.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis zum Mittwoch herrscht größtenteils Einigkeit bei den jüngsten 3 Läufen des EZMW. Am Donnerstag wird der neue Randtrog ein wenig unterschiedlich simuliert, so tauchte er im gestrigen 0 UTC-Lauf als Höhentief über Frankreich auf. Im neuesten Lauf von heute 0 UTC wird dies als Randtrog gebracht, dem ein zweiter knapp westlich der Britischen Inseln folgt. Der erste Randtrog schwenkt nun über Deutschland hinweg, während er im gestrigen 0 UTC-Lauf vom Höhentief transformiert als Randtrog über Italien seine Bahn zog. Wie auch immer hat das hauptsächlich Auswirkungen auf den zeitlichen Verlauf von Schauern und Gewittern. Beim gestrigen 12 UTC-Lauf überquerte der Trog als Ganzes rasch Deutschland. Die anschließende Zonalisierung haben alle Läufe im Programm mit allerdings leicht unterschiedlichen Geometrien.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
ICON und UK10 bringen keine neuen Ideen ins Spiel. GFS und GEM zeigen am Dienstag einen weiteren Randtrog über der Nordsee, womit der Dienstag wechselhafter und vor allem im Norden etwas kühler wäre. Anschließend zeigt GEM wieder die Muster des EZMW, beim GFS fehlt dagegen die Zonalisierung in der erweiterten Mittelfrist. Bei diesem Modell wird eine Hochdruckbrücke von den Azoren bis zu den Britischen Inseln aufgebaut. In der KI-Welt herrscht auch größere Übereinstimmung mit dem EZMW. Von einem zweiten Randtrog am Dienstag ist im Prinzip nichts zu sehen (vielleicht eine kleine Andeutung bei Pangu-Weather). Am Donnerstag zeigen alle einen Trog oder Höhentief an ähnlicher Position, aber mit unterschiedlicher Geometrie im Vergleich zum EZMW. Beim Fourcast ML hängt das Höhentief allerdings deutlich zurück und erreicht erst am Samstag als Randtrog Frankreich. Das würde eine Gewitterlage am Donnerstag "verhageln".
Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN: Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte bestätigen den Hauptlauf bis zum Dienstag, danach öffnen einige wenige Ausreißer die Kurven. Hauptlauf und Median bleiben bis zum Donnerstag meist eng verbunden, am Freitag und Samstag (erweiterte Mittelfrist) schert der Hauptlauf etwas an den unteren Rand der Streuungen aus. Die Kaltfront am Montag zeigt sich in T850 hPa durch einen rasanten Abstieg, ebenso ist darauf der Anstieg der Temperaturen auf fast ähnlich hohes Niveau wie zuvor zu erkennen. Der Kaltfrontdurchgang am Donnerstag ist auch vorhanden, aber nicht ganz so eindeutig wie am Montag. Niederschlagssignale sind am Montag und Donnerstag überall zu sehen, am Donnerstag allerdings meist nicht mehr ganz so üppig wie am Montag. Im Norden gibt es ab Montag auch in den Tagen dazwischen und danach immer wieder kleine Ausschläge, sodass es dort vermutlich nicht ganz trocken bleibt.
CLUSTER: Die vollen 6 Cluster werden von Dienstag 0 UTC bis Donnerstag 0 UTC benötigt, um die Unsicherheiten im Ensembleraum aufzufangen (am Ende NAO+ dominiert). Unterschiede offenbaren sich vor allem beim Rücken am Dienstag und Mittwoch, der beispielsweise flacher und schneller ist (C2, schneller wieder Tiefdruckeinfluss) oder sich stärker zum Nordmeer hin aufwölbt (C4, langsamere Annäherung der zweiten Kaltfront). Zwischen Freitag 0 UTC und Sonntag 0 UTC werden dann 4 Cluster ausgegeben (NAO+ behält die Oberhand). Die Unterschiede sind deutlicher, so geht beispielsweise nur C3 die Zonalisierung mit. C2 und C4 setzen stärker auf einen neuen Rücken mit stärkerem Hochdruckeinfluss, der sich auch im Norden durchsetzen würde.
FAZIT: Der Hergang des Wetters in der Mittelfrist recht klar: Am Montag mit Kaltfrontdurchgang teils kräftige Schauer und Gewitter mit lokaler Unwettergefahr insbesondere durch Starkregen. Anschließend Abkühlung. Danach Ausweitung eines Azorenhochkeils mit wieder deutlich ansteigenden Temperaturen, im Norden aber teils noch unbeständig und anfangs windig. Am Donnerstag neuerlicher Kaltfrontdurchgang mit der Gefahr starker Gewitter mit Unwetterpotenzial. Ab Freitag läuft es einer Mehrheit der Modelle/Ensembles auf eine Zonalisierung hinaus, die eine Hochdruckbrücke generieren würde. Dann gäbe es ein Nord-Süd-Gefälle: Im Norden schwacher Tiefdruckeinfluss, aber dennoch teils sommerlich warm, im Süden dagegen warm bis heiß unter Hochdruckeinfluss. In der erweiterten Mittelfrist sind allerdings noch einige Unsicherheiten nicht wegzudiskutieren.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
GEWITTER: Am Sonntag liefert EFI im äußersten Westen erhöhte Werte für CAPE und CAPESHEAR, am Montag im Osten und Südosten nur für CAPESHEAR. Bei den zu erwartenden Schauern und Gewittern im Rahmen des Kaltfrontdurchgangs am Montag gibt es geringe Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen Bft 9 sowie für lokalen Starkregen mit mehr als 25 l/qm in kurzer Zeit. Heftiger Starkregen mit mehr als 40 l/qm in kurzer Zeit ist nicht ausgeschlossen, ebenso nicht größerer Hagel (etwas Scherung verfügbar). Am Montag und Dienstag sind im äußersten Norden einzelne starke Gewitter mit Sturmböen (Bft 9) nicht ausgeschlossen.
Am Donnerstag sind beim zweiten Kaltfrontdurchgang bei Schauern und Gewittern erneut erhöhte Wahrscheinlichkeiten für lokalen Starkregen mit mehr als 25 l/qm in kurzer Zeit vorhanden. Ebenso sind Sturmböen und Hagel zu erwarten.
WIND: Am Montag ist es im Norden windig mit stürmischen Böen (Bft 8), bei Schauern und Gewittern sind Sturmböen (Bft 9) gering wahrscheinlich. Am Dienstag sind an Nord- und Ostsee sowie im angrenzenden Binnenland erneut stürmische Böen (Bft 8) wahrscheinlich, direkt an der See Sturmböen (Bft 9) aus West gering wahrscheinlich. Am Mittwoch sind an der Ostsee anfangs noch einzelne stürmische Böen (Bft 8) wahrscheinlich.
Basis für Mittelfristvorhersage MOSMIX, EZMW, EZMW-ENS
VBZ Offenbach / Dipl.Met. Simon Trippler