Thema des Tages: Thermik: Mit dem Aufwind in die Höhe, Teil 1


Datum 09.09.2018



Vier, fünf Schritte Anlauf am Hang, dann lassen sich Gleitschirm- und Drachenflieger scheinbar ins Nichts fallen. Doch tatsächlich schrauben sie sich mit dem Aufwind hunderte bis tausende Meter nach oben. Der Schlüssel zum Fliegen: die Thermik.

Im heutigen Thema des Tages werden die Grundlagen von Thermik beleuchtet. Wie entsteht Thermik, welche Arten gibt es und was sind günstige Faktoren?

Entstehung von Thermik

Unter Thermik versteht man ganz allgemein aufsteigende Luft, die wärmer ist als die Umgebungsluft. Das Prinzip ist ganz einfach: Eine Stelle am Boden erwärmt sich schneller als die Umgebung, wobei die Sonne nicht die Luft erwärmt, sondern den Boden. Dieser wiederum erwärmt die darüber liegende Luft, ähnlich einer Herdplatte. Warme Luft dehnt sich aus, wird leichter und steigt (ab einem Temperaturunterschied von ca. 2 Kelvin zur Umgebungsluft) auf. Die Thermik ist geboren. Das weitere Aufsteigen hängt jetzt von der Umgebungsluft ab: Je schneller diese mit der Höhe kälter wird, desto stärker wird die aufsteigende warme Luft beschleunigt. Ist in der Luft genügend Feuchtigkeit vorhanden, können sich Cumuluswolken bilden, die die (Wolken-)thermik markieren. Ist die Luft sehr trocken, gibt es zwar keine Wolkenbildung aber trotzdem Thermik. Dann spricht man von "Blauthermik".

Thermikblasen, Thermikschläuche

Als Thermikblasen werden einzelne aufsteigende Warmluftpakete bezeichnet. Wenn die erwärmte Luft aufgestiegen ist, muss sich der Boden erst wieder erwärmen, bevor die nächste Blase hochsteigen kann. So eine Thermikquelle wird als pulsierende Thermik bezeichnet. Die erwärmte, am Boden liegende Luft kann auch am Flimmern (z.B. über heißen Asphaltstraßen) erkannt werden. Neben der pulsierenden Thermik gibt es auch Thermikschläuche. Diese entstehen, wenn die Sonne so stark und ungehindert scheint, dass die Thermik ohne Unterbrechung aufsteigt. So schnell die warme Luft vom Boden aufsteigt, so schnell wird also auch die bodennahe Luft wieder erwärmt. Im Bergland gibt es häufiger Thermikschläuche als im Flachland.

Thermisch bedingte Hangwinde

Wenn ein Hang von der Sonne beschienen wird, wird die bodennahe Luft erwärmt und strömt mit der Hangneigung bergauf: der anabatische Hangaufwind entsteht. An einer sogenannten Abrissstelle (oftmals am Kamm) trennt sich die Warmluft vom Berg und wird zur Thermik. Bei sehr hohen, der Sonne zugewandten Flanken kann der Aufwind leicht 30 km/h und mehr erreichen. An solchen Bergen muss man als Pilot früh starten, bevor er zu stark wird. Ist der Hang nicht mehr von der Sonne angestrahlt, kühlt er im Schatten ab. Die darüber liegende Luft wird durch den Kontakt mit dem kalten Hang gekühlt und fließt als katabatischer Hangabwind den Berg herunter. Das passiert auf den Osthängen bereits wenn die Westhänge noch in der Sonne liegen.

Thermik produzierende Stellen

Je besser sich der Boden aufheizen kann, desto besser für die Thermik. Trockene Getreidefelder oder Asphalt werden von der Sonne schneller aufgewärmt als dunkle Wälder oder Seen. Manchmal können Drachenflieger den warmen Aufwind auch riechen. Denn die Luft nimmt den Geruch des Ortes an, von dem aus sie aufsteigt. In den Bergen riecht die Thermik dann evtl. nach Tannen, im australischen Outback nach Eukalyptus und über Städten mit Pommes-Fabrik auch schonmal nach Fritten ;-).

Fortsetzung folgt: Denn in einem weiteren Thema des Tages (vermutlich am 17.09) wird es um die typische Thermikdauer und die Gefahren für Gleitschirm- und Drachenflieger gehen.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 09.09.2018

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