Thema des Tages: Sintflut im Vogtland - 150 Liter in wenigen Stunden


Datum 25.05.2018



Am gestrigen Donnerstag (24.05.2018) kam es in der Mitte und im Süden Deutschlands zu teils kräftigen Gewittern. Besonders betroffen war der Vogtlandkreis in Sachsen, wo wiederholte kräftige Gewitter in einem Streifen von der deutsch-tschechischen Grenze bis in den Raum Plauen für enorme Regenmengen sorgten. Die Folge waren Überflutungen und Schlammlawinen.

In einem Bereich geringer Luftdruckgegensätze und in einer sehr feuchten Luftmasse entwickelten sich am gestrigen Donnerstag ab dem Vormittag kräftige Schauer und Gewitter in der Mitte und dem Süden Deutschlands. In deutlich trockenerer Luft blieb es im Norden dagegen bei viel Sonnenschein (weiterhin) niederschlagsfrei. Die kleinen Luftdruckunterschiede und die daraus folgende nur langsame Verlagerung der Schauer und Gewitter wurden örtlich zum Problem. Denn große Regenmengen waren lokal die Konsequenz, wie zum Beispiel in Neunkirchen-Wellesweiler (RP) mit 41 Litern pro Quadratmeter (l/qm) in nur einer Stunde oder knapp 70 l/qm in Telsnach (BY) am Bayerischen Wald in fünf Stunden.

Noch ergiebiger und auch etwas großflächiger waren die Niederschläge in einem Streifen vom Nordwesten Tschechiens nordwestwärts bis in den Raum Plauen. Dort fielen in 12 Stunden 100 bis 150 l/qm und damit rund das Zweifache des durchschnittlichen Niederschlags im Mai. Der meiste Niederschlag wurde an der Station Bad Elster, Sohl mit 150 l/qm gemessen, in Plauen wurden 89 l/qm verzeichnet. Ein Großteil der Niederschläge fiel dabei innerhalb weniger Stunden. In Bad Elster, Sohl beispielsweise fielen 124 l/qm von 12 bis 17 Uhr in nur fünf Stunden. Verantwortlich dafür waren Gewitter, die immer wieder über ein und dieselbe Region hinwegzogen.

Wenig überraschend blieben solche Regenmassen nicht ohne gravierende Folgen. Besonders betroffen war die Region um die Obere Weiße Elster, die das von den Unwettern im Vogtlandkreis heimgesuchte Gebiet entwässert. Am Pegel Adorf 1 erreichte der Wasserstand mit rund 200 cm laut dem Hochwasserzentrum Sachsen einen Wert im Bereich des höchsten gemessenen Hochwassers von 1954. Aber auch abseits offizieller Pegel gab es Überflutungen und in dem stark abschüssigen Gelände auch regelrechte Schlammlawinen, die sich durch die Ortschaften wälzten.

Am heutigen Freitag ist mit solch großen Regenmengen zwar nicht zu rechnen, dennoch reicht es in einem Streifen vom Niederrhein über die Mitte Deutschlands bis nach Niederbayern für Schauer und Gewitter, die lokal kräftig ausfallen. 30 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit sind dann, wohlgemerkt wieder sehr kleinräumig, nicht ausgeschlossen. Der Samstag bringt eine kurze Erholungspause in den zuletzt betroffenen Gebieten. Dafür gibt es in den von Trockenheit geplagten Regionen im Nordosten Deutschlands Schauer und einzelne Gewitter, die das Niederschlagsdefizit dort aber höchsten örtlich lindern können. Am Sonntag und insbesondere zu Beginn der kommenden Woche erreicht uns von Südwesten dann heiße und sehr feuchte Luft, in der wieder häufiger mit Gewittern gerechnet werden muss. Auch sehr kräftige Gewitter mit großen Niederschlagsmengen rücken somit wieder in den Fokus. Ein stabiles deutschlandweites Hochdruckgebiet ist also nicht in Sicht.

MSc.-Met. Thore Hansen

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 25.05.2018

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