Thema des Tages: Die Neumayer-Station III


Datum 04.04.2018



Erfahren Sie im heutigen Thema des Tages Wissenswertes zu der vom Alfred Wegener Institut (AWI) betriebenen Forschungsstation in der Antarktis.

Während sich hierzulande jeder auf das bevorstehende sonnenscheinreiche und sehr milde Frühlingswochenende freut, bereiten sich am anderen Ende der Welt zehn Überwinterer (1 Arzt, 1 Koch, 1 Elektriker, 1 Ingenieur, 1 Funker, 1 Gewächshausbetreuer, 1 Luftchemiker, 1 Meteorologe und 2 Geophysiker) auf die dunkle Jahreszeit und die lange Überwinterung in der Antarktis vor. Im südhemisphärischen Winter geht die Sonne in der Zeit vom 21. Mai bis zum 22. Juli (Polarnacht) an der Neumayer Station III nicht mehr auf. Wie die Überwinterer allerdings bestätigen, ist es keinesfalls im kompletten Zeitraum "stockduster", sondern von Zeit zu Zeit "dämmrig" mit diffusem Tageslicht.

Die Forschungsstation erhielt ihren Namen - wie auch schon ihre beiden Vorgänger - vom deutschen Geophysiker und Hydrographen Georg von Neumayer, der sich Ende des 19. Jahrhunderts für sein herausragendes Engagement in der Südpolarforschung einen Namen machte. Von 1876 bis 1903 leitete er als erster Direktor zudem die von ihm mitbegründete "Deutsche Seewarte" in Hamburg. Zuvor war er bereits in der von Wilhelm von Freeden 1867 ins Leben gerufenen privaten Institution der "Norddeutschen Seewarte" tätig. Als Nachfolgeorganisationen feierten die Regional- und Seewetterzentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sowie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) daher erst kürzlich 150-jähriges Bestehen maritimer Dienste unter dem Motto: "Über Wasser - unter Wasser".

Doch nun zurück zur Neumayer-Station. Diese liegt am nordöstlichen Rand der Weddell See auf 70°40'S und 8°16'W auf dem Ekström- Schelfeis, was einer ständigen - wenn auch kaum wahrnehmbaren - Drift unterliegt. So legt die Station jährlich rund 150 Meter Richtung Schelfeiskante zurück, in 25 Jahren entspricht der einer ungefähren Strecke von vier Kilometern. Bis zum offenen Wasser ist es aber noch ein Weilchen hin, ihr vorgelagert ist erst in rund 30 km Entfernung die Atka Bucht. Deren Meereis wird gegen Ende des Südsommers zunehmend brüchig, was die Versorgung durch das deutsche Forschungsschiff "Polarstern" erleichtert.

Während bei anderen Nationen der Wohn- und Forschungsbereich häufig räumlich getrennt ist, handelt es sich bei der Neumayer-Station III um ein Multifunktionsgebäude für Forschung, Betrieb und Wohnen gleichzeitig. Auf knapp 5000 Quadratmetern Nutzfläche (entspricht der minimalen Größe eines Fußballfeldes), die sich über vier Etagen verteilen, sind 100 Container verbaut. Diese werden gegen Wind und Wetter von einer massiven Außenhülle geschützt. Damit die Station nicht schon nach kurzer Zeit einschneit beziehungsweise zudriftet, wurde das Gebäude auf 16 beweglichen (hydraulischen) Stelzen errichtet und zudem eine Form gewählt, die Schneeablagerungen auf ein Minimum reduziert. Die Stelzen befinden sich neben Pistenbullys und Motorschlitten im unterirdischen Teil der Station in der Garage, die über das Treppenhaus und eine verschließbare Rampe zu erreichen ist. Die Anhebung der Station erfolgt zweimal pro Jahr, bei der die Pfeiler mit gefrästem Schnee neu unterfüttert werden, womit das ganze Gebäude angehoben wird und die oberirdische Plattform (siehe Abbildung) circa 6 Meter über dem Eis verbleibt. Die Trinkwassergewinnung erfolgt über eine Schneeschmelze, die ihre Energie aus der Abwärme der drei Dieselgeneratoren speist. Zusätzliche Energie wird durch eine Windkraftanlage gewonnen.

Dieser kurze Auszug verdeutlicht, dass es sich um eine Menge komplexer Technik und Infrastruktur handelt, die in den nächsten Monaten von den Überwinterern gepflegt und Instand gehalten werden muss. Weitere Informationen können Sie jederzeit auf https://www.awi.de/expedition/stationen/neumayer-station-iii nachlesen.

Erfahren Sie in Kürze an dieser Stelle mehr über das Klima an der Neumayer Station und die Arbeit der Vorhersagemeteorologen des Deutschen Wetterdienstes in der Antarktis.

Dipl.-Met. Robert Hausen

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 04.04.2018

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