Thema des Tages: Die Bora an der kroatischen Küste - die etwas andere Nebenwirkung langanhaltender Winterwetterlagen über Europa


Datum 28.02.2018



Während das aktuelle Hoch "Hartmut" Deutschland aktuell vor Kälte bibbern lässt, erfahren die Bewohner der östlichen Adriaküste eine ganz andere Nebenwirkung des Kältehochs über Skandinavien: die Bora - ein Fallwind, der bei Ostwindlagen an den dinarischen Alpen entsteht.

Die "Frostbeulen" in Deutschland beschweren sich über seit Tagen andauernde teils zweistellige Minusgrade, die sich durch den eisigen Nordostwind noch um einiges kälter anfühlen. Allerdings kann man sich hierzulande im Vergleich zu den Bewohnern der kroatischen Adriaküste noch glücklich schätzen. Dort wurden am 25. Februar diesen Jahres bei ähnlichen Temperaturen auf der gesamten Küstenlänge Orkanböen gemessen. Die absolute Windspitze wurde auf der Brücke zur größten Insel des Landes, Krk, mit 150 km/h registriert. Doch selbst das ist für die Kroaten Normalität zu dieser Jahreszeit, denn solch hohe Windgeschwindigkeiten werden dort im Winter bei Nordost-Wetterlagen regelmäßig erreicht. Sogar einen eigenen Namen hat dieses Windphänomen: "Bora". Die stärkste jemals in Kroatien gemessene Bora-Bö erreichte ganze 250 km/h. Dagegen erscheinen selbst die aktuell gemessenen Orkanböen noch schwach.

Aber wieso weht dort der Wind so regelmäßig so stark?

Um diese Frage zu beantworten, muss man sich zunächst klar machen, wann es an der Adria überhaupt zu Ostwinden kommen kann. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn sich über Nordeuropa ein kräftiges Hoch befindet, dessen Südflanke bis über die Alpen reicht - wie aktuell der Fall. Ein solches Druckgebilde verfrachtet, häufig in Kombination mit einem Mittelmeertief, Luftmassen aus Osteuropa in Richtung des westlichen Balkans. Dort treffen sie auf ein Hindernis: die dinarischen Alpen, eine Gebirgskette, die sich von den Alpen aus entlang der östlichen Adriaküste bis nach Albanien erstrecken. Unter bestimmten meteorologischen Gegebenheiten wird die Luft beim Überströmen über das Gebirge andauernd beschleunigt. Trifft der Wind auf die vielen Schluchten zwischen den Gebirgsketten, wird er weiterhin düsenartig verstärkt. In der Folge werden an der Adriaküste im Lee der dinarischen Alpen regelmäßig Sturm- und Orkanböen gemessen. Gemäß der Verweildauer eines Hochs über dem europäischen Kontinent können Bora-Ereignisse mehrere Tage bis hin zu einer Woche andauern.

Und was bekommen die Menschen in Kroatien davon zu spüren?

Vor allem die Infrastruktur ist von den starken Windböen betroffen! Die wichtigste Autobahn des Landes, die das Inland mit den Küstenregionen verbindet, kreuzt einen der Hauptzüge der dinarischen Alpen, das Velebit. Dort, wo sie sich in Serpentinen den Berg hoch schlängelt, muss sie regelmäßig voll gesperrt werden, da selbst schwerbeladene LKWs nicht vor der Bora sicher sind und umgeweht werden. Auch die Küstenstraße, die sich zu großen Teilen direkt am Westhang des Velebit befindet, ist oft von den Sperrungen betroffen. In der Luft sorgt die Bora ebenfalls regelmäßig für Probleme, da sie Flugzeuge bei Start und Landung an den nahe gelegenen Flughäfen gut durchschütteln kann, was im schlimmsten Fall zur vorübergehenden Sperrung der Landebahnen führt. Die zahlreichen Inselbewohner sind während der Bora-Ereignisse teils vom Festland abgeschnitten, da dann die Fähren nicht übersetzen können. Im vergangenen Herbst hielt sogar ein 35 Tonnen schweres Windrad auf der Insel Pag dem Fallwind nicht stand und knickte einfach um.

Aber hat die Bora nicht auch etwas Gutes?

Na klar! Wenn sie es gut meint und nicht zu stark weht, eignet sie sich hervorragend für Segler und Windsurfer, daher ist die Küstenregion ein beliebtes Urlaubsziel für Wassersportler!

Zur aktuellen Wetterlage ist zu sagen, dass sich Hoch "Hartmut" in den nächsten Tagen abschwächen und Europa in den Einfluss eines Tiefs vom Atlantik geraten wird. Damit dürften die aktuelle Bora-Episode und die Kälteperiode bald Geschichte sein.

Aber die nächste Bora kommt bestimmt...

Met. Lukas Josipovic (Praktikant)

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 28.02.2018

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