Thema des Tages: NANNETTE fegt über Teile Deutschlands hinweg


Datum 20.11.2016



NANNETTE - ein französischer Vorname mit der Bedeutung "Gnade". Ob das derzeitige Orkantief mit demselben Namen wirklich gnädig ist, sei dahingestellt. In jedem Fall hat es NANNETTE als Herbststurm ganz schön in sich. Wieso treten solch heftige Stürme eigentlich eher in der kalten Jahreszeit und seltener im Sommer auf?

Im Herbst beginnt sich die Luft in polaren Breiten durch die nachlassende Sonneneinstrahlung abzukühlen, während das Mittelmeer noch eine Temperatur von knapp 20 °C hat. Dieser große Temperaturunterschied zwischen den kalten polaren und den gemäßigt warmen subtropischen Luftmassen verursacht Druckdifferenzen: Die warme Luft steigt auf, sodass am Boden der Luftdruck sinkt und in den höheren Luftschichten steigt. In den Polarregionen verhält es sich andersherum, dort sinkt die kalte, schwere Luft ab und erzeugt am Boden ein Hochdruckgebiet und in der Höhe ein Tiefdruckgebiet.

Da die Natur stets versucht, Unterschiede auszugleichen und ein Gleichgewicht herzustellen, findet eine Ausgleichsbewegung statt: Wind weht vom hohen zum tiefen Luftdruck, und zwar umso stärker, je größer die Druckunterschiede zwischen den Luftmassen sind.

Die beschriebenen Temperatur- und Druckunterschiede sind im Sommer nicht so groß wie im Herbst, Winter oder Frühjahr, sodass Sommerstürme im Allgemeinen nicht so heftig ausfallen wie Stürme in den anderen Jahreszeiten.

NANNETTE zog in den vergangenen Tagen über den Atlantik (siehe auch gestriges Thema des Tages vom 19.11.2016) und erreichte ihren "Höhepunkt" mit einem Kerndruck von 965 hPa heute Nacht über dem Ärmelkanal, seitdem schwächt sie sich langsam ab. Deshalb trifft NANNETTE auch nicht mehr mit voller Wucht auf Deutschland, ihr Sturmfeld streift aber noch weite Teile des Landes. Während an den Küsten von Südengland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden verbreitet schwere Sturmböen auftraten (in der Bretagne und der Normandie sogar Orkanböen um 140 km/h, in Boulogne wurde um 9 Uhr eine Spitzenböe von 155 km/h gemessen), muss bei uns in tiefen Lagen der westlichen Landesteilen "nur" mit Sturmböen bis 85 km/h gerechnet werden. Bis zum heutigen Sonntagabend verlagert sich der Schwerpunkt des Sturms über die südwestliche Nordsee zum Skagerrak. Auf den Nordseeinseln sind dann orkanartige Böen um 110 km/h möglich. Besitzer von Strandkörben und Weihnachtsmarktbuden sollten diese also gut sichern, denn die erwarteten Windgeschwindigkeiten sind etwas mehr als die dort übliche "steife Brise" oder das gewohnte "büschen Wind".

Zum Montag zieht das Tief über Skandinavien nordostwärts ab und der Wind lässt allgemein nach. Bleibt bis dahin zu hoffen, dass NANNETTE uns wirklich gnädig gesinnt ist und keine allzu großen Schäden anrichtet.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 20.11.2016

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