Thema des Tages: "Hoch Nordmeer-Fennoskandien, überwiegend zyklonal"


Datum 05.05.2017



Im Zeitraum zwischen dem vergangenen Wochenende und dem gestrigen Donnerstag wurde unser Wetter von einem markanten, wenn auch zeitweilig gestörten Hochdruckgebiet über dem Europäischen Nordmeer sowie der Halbinsel Fennoskandien und meist tiefem Luftdruck in Mitteleuropa bestimmt. Der wissenschaftliche Ausdruck für eine derartige Großwetterlage lautet "Hoch Nordmeer-Fennoskandien, überwiegend zyklonal".

Während seit dem vorigen Wochenende über Zentraleuropa meist relativ niedriger Luftdruck herrschte, lag über der Halbinsel Fennoskandien sowie dem Europäischen Nordmeer ein markantes, wenn auch zeitweilig gestörtes Hochdruckgebiet namens SONJA. In der mittleren und höheren Troposphäre über West- und Mitteleuropa dominierte meist niedriges Geopotential, wogegen der überwiegend hohe Luftdruck in Nordeuropa durch Warmluft mit entsprechend hohem Geopotential gestützt wurde.

Vom Standpunkt der synoptischen Klimatologie ausgehend, bietet sich für die vergangenen Tage die Klassifizierung der Großwetterlage als zyklonal geprägtes "Hoch Nordmeer-Fennoskandien" (wiss. Abkürzung HNFz) an, wobei "zyklonal" für den Tiefdruckeinfluss in Mitteleuropa steht. "HNFz" zählt zu den meridionalen Zirkulationsformen, d.h. der in Nord-Süd-Richtung orientierte Anteil der atmosphärischen Strömung über dem Kontinent überwiegt insgesamt gegenüber der zonalen, also in West-Ost-Richtung verlaufenden Strömungskomponente.

Die "Frontalzone", also der Übergangsbereich zwischen Polarluft und ursprünglich subtropischen Luftmassen erstreckte sich meist nördlich des Hochs und damit deutlich in Richtung Arktis verschoben. In der über Mitteleuropa meist östlichen Bodenströmung führte diese "Konstellation" mehrfach zu Konvergenzen sowie zum Aufgleiten von warmer auf kalte Luft, so dass Frontensysteme mit Wolken- und Niederschlagsfeldern durchzogen.

Am gestrigen Donnerstag, den 04.05.2017, kam es nach einer zwischenzeitlichen Intensivierung des Höhentiefs über Frankreich zur konvektiven Verstärkung der Aufgleitvorgänge, so dass die Niederschläge vielerorts von Blitz und Donner begleitet wurden. Schwerpunkt der Gewittertätigkeit war die Südhälfte Deutschlands, etwa der Alpenrand sowie das Rhein-Main-Gebiet und Unterfranken. Beispielsweise wurden an der Meßstation Marktoberdorf-Sulzschneid im Ostallgäu (790 m Höhe) innerhalb einer Stunde zwischen 13:00 und 14:00 Uhr MESZ 32 L/m² (= mm) Regen gemessen, im Frankfurter Westend waren es von 15:00 bis 16:00 Uhr immerhin 23 mm.

Weniger intensive, aber ebenfalls ergiebige Niederschläge gab es darüber hinaus u.a. auch in Vorpommern. Spitzenreiter innerhalb des DWD-Meßnetzes bei den 24-stündigen Regenmengen bis heute früh 06:00 Uhr UTC war mit 57,1 mm abermals Marktoberdorf-Sulzschneid. Auf den nächsten fünf Plätzen folgen Alzenau (Unterfranken) mit 48,6 mm, Altertheim (Unterfranken) mit 46,5 mm, Bütthard (Unterfranken) mit 41,6 mm, Flörsbachtal (Spessart) mit 41,1 mm sowie Ueckermünde (Vorpommern) mit 37,9 mm.

Unter http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/05/05.html finden Sie Wetterkarten des nordatlantisch-europäischen Raumes vom Donnerstag, den 04.05.2017, 12:00 Uhr UTC. Die obere Abbildung zeigt die vom amerikanischen Vorhersagemodell GFS berechneten Luftdruck- und Geopotentialverhältnisse, die untere ist eine vom Deutschen Wetterdienst analysierte Bodenwetterkarte.

Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 05.05.2017

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