Thema des Tages: "Hoch Fennoskandien, überwiegend zyklonal"


Datum 27.04.2017



Während in Mitteleuropa schwacher Tiefdruckeinfluss zunächst für einen vielerorts stark bewölkten Himmel und gebietsweise Niederschläge sorgt, die im Bergland noch als Schnee fallen können, etabliert sich über Fennoskandien ein Hochdruckgebiet, das unser Wetter in den nächsten Tagen bestimmt und der aktuellen Großwetterlage seinen Namen gibt.

In Nord- und Mitteleuropa sowie über dem größten Teil des Mittelmeerraumes herrscht derzeit Tiefdruckeinfluss vor, wobei ein für Deutschland wichtiges Aktionszentrum mit Namen TAREK über Oberitalien liegt und in Verbindung mit Staueffekten an den Alpen voraussichtlich noch bis in die Nacht zu Sonnabend in Süddeutschland für Dauerniederschläge sorgt, die in höheren Lagen als Schnee fallen.

Währenddessen steigt bereits jetzt der Luftdruck über dem Nordmeer an und zunächst über dem Norden Skandinavien an, später über der gesamten "fennoskandischen" Halbinsel, entsteht ein markantes Hochdruckgebiet mit einem Kerndruck von mehr als 1030 hPa. Übrigens ist der Begriff "Fennoskandien", auch "Fennoskandinavien" genannt, eine geologisch-geographische Bezeichnung für den nordeuropäischen Bereich, die sich aus Finnland (Fenno-) und der Skandinavischen Halbinsel (-scandia) sowie Karelien und der Halbinsel Kola zusammensetzt.

Vom synoptisch-klimatologischen Standpunkt bietet sich für die kommenden Tage die Klassifizierung der Großwetterlage über Europa als zyklonal geprägtes "Hoch Fennoskandien" (wiss. Abkürzung "HFz") an, wobei "zyklonal" für den dominierenden Tiefdruckeinfluss in Mitteleuropa steht. "HFz" zählt zu den gemischten Zirkulationsformen, d.h. die zonale, also in West-Ost-Richtung verlaufende Strömungskomponente und der in Nord-Süd-Richtung orientierte, meridionale Anteil, sind etwa in derselben Größenordnung.

Über der Nordwesthälfte des europäischen Kontinents liegt derzeit eine ursprünglich maritime Polarluftmasse und bis zum morgigen Freitag überwiegt meist noch unbeständiges Wetter, ehe es zum Wochenende mit zunehmendem Hochdruckeinfluss freundlicher und auch allmählich wärmer wird. Die eigentliche "Frontalzone", also der Übergangsbereich zu den weiter südlich und südöstlich liegenden, ursprünglich subtropischen Luftmassen verläuft dann als Frontenzug in einem weiten Bogen vom westlichen und zentralen Mittelmeerraum über Osteuropa hinweg bis zum mittleren Ural und verliert dann auch den Einfluss auf das Wetter in Süddeutschland.

Unter http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/04/27.html finden Sie im oberen Teil der Abbildung die vom heutigen 00:00-UTC-Lauf des amerikanischen Vorhersagemodells GFS berechneten Felder des Bodenluftdruckes sowie der "pseudopotentiellen Temperatur" [°C] auf der 850-hPa-Hauptdruckfläche für Freitagmittag 12:00 UTC. Die pseudopotentielle Temperatur ist eine thermodynamische Größe zur Erfassung des Wärmeinhaltes einer Luftmasse. Darunter gibt es für denselben Termin eine mit Daten vom heutigen 00:00-UTC-Lauf des deutschen Vorhersagemodells ICON erstellte Bodenwetterkarte (Prognosekarte).

Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.04.2017

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