Thema des Tages: "Stella" - der stärkste Blizzard seit Jahren an der Ostküste


Datum 14.03.2017



Während bei uns der Winter schon weit weg ist und eher frühlingshaftes Hochdruckwetter vorherrscht, erwartet die Nordostküste der USA den stärksten Blizzard seit Jahren.

Er bekam den Namen "Stella", was im Griechischen "stark wie eine Säule" bedeutet. Dies ist in diesem Fall wirklich ein passender Name für das kräftige Sturmtief, das sich derzeit an der Ostküste der USA formiert und dort zum stärksten Blizzard seit Jahren entwickelt. Dabei handelt es sich bei "Stella" um einen klassischen "Nor'easter". Als Nor'easter wird ein Sturmtief bezeichnet, das sich vor der Ostküste der USA verstärkt und in nordöstliche Richtung entlang der Küste zieht. Meist liegt das Tiefzentrum über dem offenen Meer. Die Küstenregionen werden jedoch noch vom Nordoststurm voll erfasst. Daher leitet sich der Name "Nor'ester" ab. Nor'easter sind im Winterhalbjahr keineswegs selten. Häufiger treten die stärksten von ihnen im März auf, wenn sich die Temperaturgegensätze zuspitzen. Sie sind dafür bekannt, dass sie auf ihrer Rückseite arktische Luftmassen heranführen. So sind einige von ihnen für die stärksten Schneestürme (Blizzards) in den USA und in Kanada verantwortlich.

Für Meteorologen ist die Vorhersage eines solchen Sturms häufig ein wahrer Albtraum. Da auf der Ostseite sehr feuchte und warme Golfluft nach Norden geführt wird und diese auf arktische Kaltluft trifft, gibt es meist kräftige Niederschläge, die, je nachdem wo man sich befindet, als Schnee, Regen und gefrierender Regen anzutreffen sind. Da die Grenze dieser beiden Luftmassen oft sehr scharf ist, treten diese Niederschlagsphasen häufig sehr dicht nebeneinander auf. Wo diese Grenze verläuft, hängt entscheidend von der Zugbahn des Tiefs ab, die sich in vielen Fällen nur schwer prognostizieren lässt.

"Stella" hat sich am Montag an der Golfküste zunächst als schwaches Tief gebildet und zog entlang der Küste nach Norden. Heute früh unserer Zeit lag das Zentrum etwa vor der Küste North Carolinas auf Höhe der Outer Banks. In den nächsten Stunden zieht das Tief unter Verstärkung nord-nordostwärts Richtung Maine. "Stella" durchläuft dabei eine rapide Tiefentwicklung. Das heißt der Druckfall im Tiefkern beträgt mehr als 24 hPa in 24 Stunden. In der Meteorologie spricht man dann auch von einer "Bombogenese" oder einer "meteorologischen Bombe".

Die Vorhersagen der weiteren Entwicklung von "Stella" sind noch unsicher. Dennoch scheint die Zugbahn des Tiefs so weit westlich zu verlaufen, dass die großen Städte wie Boston oder New York hauptsächlich in der arktischen Kaltluft liegen und ein Großteil des Niederschlags dort als Schnee fällt. Die Schneemengen lassen sich dabei noch nicht genau prognostizieren. New York zum Beispiel könnte 20 bis 40 cm Schnee erhalten. Einige Vorhersagen ergeben sogar Neuschneemengen von bis zu einem halben Meter. In Boston werden nach derzeitigem Stand 30 - 50 cm erwartet. Lokal können dort sogar über 60 cm Schnee fallen. Dazu gibt es teils schwere Sturmböen, die an der Küste bis zu 90 km/h, in exponierten Küstenabschnitten auch über 100 km/h erreichen können. Der National Weather Service hat daher bereits eine Blizzardwarnung für große Teile vom östlichen Pennsylvania bis zum südlichen New England herausgegeben, womit viele große Städte an der Ostküste betroffen sind. Noch dazu wird an der Küste eine Sturmflut erwartet, die aber durch die rasche Verlagerung des Sturmtiefs voraussichtlich nicht allzu heftig ausfallen sollte.

Auch wenn die Vorhersagen noch unsicher sind, "Stella" hat durchaus das Potential unter die stärksten Blizzards im Nordosten Amerikas in die Geschichte einzugehen.

Dipl.-Met. Christian Herold

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 14.03.2017

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