Thema des Tages: "Hochdruckbrücke Mitteleuropa"


Datum 06.01.2017



Die auf der Rückseite des Sturmtiefs AXEL nach Mitteleuropa eingeflossene Meeresluft gelangte unter Hochdruckeinfluss und "rechtzeitig" zum Dreikönigstag wurde es bitter kalt.

..."rechtzeitig", denn "War bis Dreikönig (6. Januar) kein rechter Winter, dann kommt auch keiner mehr dahinter..." lautet eine bekannte Bauernregel. In diesem Sinne scheint unser diesjähriger Winter ja noch ´mal kurz vor dem Schlussverkauf "die Kurve gekriegt" zu haben. Als Kurve könnte man die Zugbahn des eindrucksvollen Sturmtiefs AXEL interpretieren, das inzwischen ostwärts in die russische Weite abgezogen ist. Auf seiner Rückseite gelangte wie üblich polare Meeresluft nach Mitteleuropa. Die steht unter Hochdruckeinfluss, denn zwischen der Iberischen Halbinsel und dem nördlichen Westsibirien erstreckt sich am heutigen Freitag eine mächtige Hochdruckbrücke, deren südwestlicher Pfeiler mit einem Luftdruck von 1040 hPa ziemlich genau über Deutschland und Südskandinavien liegt und den schönen Namen ANGELIKA trägt. Den nordöstlichen Pfeiler bildet eine Hochdruckzone jenseits des Urals über dem Delta des westsibirischen Flusses Ob mit 1035 hPa.

Vom synoptisch-klimatologischen Standpunkt bietet sich in diesen Tagen die Charakterisierung der Großwetterlage als "Hochdruckbrücke Mitteleuropa" an (oder einfach "Brücke Mitteleuropa" genannt, daher die wissenschaftliche Abkürzung "BM"). Sie zählt zu den zonalen Zirkulationsformen, d.h. die in West-Ost-Richtung verlaufende Strömungskomponente über dem Kontinent übertrifft den in Nord-Süd-Richtung orientierten, meridionalen Anteil deutlich. Die "Hochdruckbrücke" bringt im Allgemeinen Wetterberuhigung, ist typisch für unser mitteleuropäisches Klima und tritt im langjährigen Mittel mit knapp 8% aller Fälle sogar überdurchschnittlich häufig auf. Weil diabatische, vom Erdboden ausgehende atmosphärische Abkühlungs- und Erwärmungsprozesse bei ruhigen, beständigen Wetterlagen besonders intensiv sind, stehen winterliche Kälte- und sommerliche Hitzewellen oftmals mit dieser Großwetterlage in Verbindung.

Da wundert es keinen, dass die vergangene Nacht bislang die kälteste dieses Winters war. Bei vielerorts klarem Himmel sank die Temperatur kräftig, so dass verbreitet mäßiger Frost (Tiefsttemperatur unter -5 °C) und insbesondere über Schneeflächen sogar strenger Frost (Tiefsttemperatur unter -10 °C) auftrat. Allein im unmittelbaren Küstenbereich blieb es bei nur leichtem Frost zwischen -2 und -4 °C. Kälteste Region Deutschlands war der Streifen zwischen Fränkischer Schweiz und Oberpfalz, dort fiel das Quecksilber gebietsweise auf unter -20 °C, Spitzenreiter im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes war die Station Schorndorf-Knöbling (Oberpfalz, 419 m Höhe) mit -22,6 °C (um 08:00 Uhr UTC!). Noch kälter wurde es unmittelbar am Erdboden, beispielsweise in Veilsdorf (Thüringen, 397 m Höhe) mit -26,3 °C. Unsere derzeitige Hochdruckbrücke wird zwar im Verlaufe des Wochenendes durch Tiefausläufer angegriffen, die bereits ab Sonnabendfrüh auf den Nordwesten unseres Landes übergreifen und gebietsweise etwas Schnee und örtlich Glatteisregen bringen, kann sich aber voraussichtlich bis einschließlich Sonntag halten. Die kommende Nacht wird daher im Südosten Deutschlands noch einmal bitterkalt, in den übrigen Gebieten dürfte die Wolkendecke eine ähnlich starke Abkühlung wie in der letzten Nacht verhindern.

Unter http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/01/06.html finden Sie oben die vom Deutschen Wetterdienst für heute, 06.01.2017, 00:00 Uhr UTC, analysierte Bodenwetterkarte mit den im Projekt "Wetterpate" der Freien Universität Berlin "getauften" Hoch- und Tiefdruckgebieten. Die untere Karte zeigt schlichtweg eine Auswahl der bis heute früh 06:00 Uhr UTC beobachteten nächtlichen Tiefsttemperaturen.

Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 06.01.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst





DWD Thema des Tages Grafik